Mit der Honda Varadero von Nicaragua nach Alaska und zurück

Monat: Juni 2017

Valleyview

Calgary, 10.6.2017, Kilometerstand 43523, Start um 10:00 Uhr, 9º Celsius und bedeckt

Es ist mir völlig klar, dass ich heute mit Kälte und Regen zu kämpfen haben werde. Ich habe das Thermofutter in die Jacke geknüpft und das erste mal meine neue Motorrad-Hose an, die ich bei Cycle Gear in Phoenix erstanden habe. Die ersten Kilometer bei leichtem Nieselregen sind noch ok und ich hoffe, relativ ungeschoren aus der Schlechtwetterzone herauszukommen.

Aber dann geht es richtig los. Es ist nicht der strömende Regen, der mir jetzt zu schaffen macht, es ist ein eiskalter permanenter und kräftiger Seitenwind von links, mit dem ich kämpfe. Ich fahre zwischen 100 und 120 km/h in ständiger Schräglage. Auf der Straße inzwischen auch große Wasserlachen. Ich sehe andere Motorradfahrer mit Gepäck, es ist Wochenende, die ebenfalls mit den Elementen kämpfen.

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Calgary

Great Falls, 8.6.2017, Kilometerstand 42957, Start um 9:30 Uhr, 18º Celsius und sonnig

Es geht durch eine grüne, sanft hügelige Landschaft, große Aussiedlerhöfe und große Felder auf beiden Seiten der Straße. Es sprießt erstes Grün auf den Feldern, ich nehme an es ist Weizen. Immer wieder auch große Herden Kühe. Cowboy-Land Montana.

Kaum Verkehr, strahlender Sonnenschein, nach rund zwei Stunden Fahrt erreiche ich die Grenze zu Kanada in Sweet Grass. Ich habe nur noch 20 Dollar in der Tasche, deshalb hole ich Nachschub an einem Geldautomaten in einem Duty Free Shop. Die US-Dollar sind nicht für Kanada, die haben eigene, nein, die sind schon für die Ankunft in Alaska. Ich habe keine Ahnung, ob man in der Provinz in Alaska an Bargeld kommt, deshalb.

Am Grenzübergang eine kleine Schlange, ich reihe mich ein, und da es eben ist, kann ich den Motor abschalten und die Dicke mit den Füßen, schrittweise, an das Zöllner-Häuschen heran rollen. Dann die üblichen Fragen: Warum ich als Deutscher ein Motorrad mit salvadorianischem Kennzeichen habe, ob ich Alkohol, Tabak oder Waffen mitführe, ob ich schon einmal in Kanada war und ob ich schon einmal verhaftet wurde. Nachdem ich erklärt habe warum meine Dicke Salvadoreña ist und alle anderen Fragen glaubhaft verneinen konnte, war ich auch schon in Kanada. Zum ersten Mal in meinem Leben.

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Great Falls

Livingston, 4.6.2017, Kilometerstand 42643, Start um 10:00 Uhr, 22º Celsius und sonnig.

Nur knapp 300 Kilometer stehen heute auf dem Programm, von Livingston nach Great Falls, durch den Lewis & Clark National Forest. Es ist herrlichstes Motorradwetter und es geht zunächst durch leicht hügeliges Land, mit Aussiedlerhöfen und grossen Rinderherden rechts und links der Strasse. Dann komme ich in den Wald, es riecht nach Fichtennadeln und neben der Strasse stürzt ein Bach ins Tal. Kurvig geht es bergauf, über einen Pass, und wieder herunter. Die Strasse ist gut ausgebaut und hat schöne Kurven.

Ich habe fleissig gefilmt, die Kamera wieder auf dem Helm, aber leider umsonst: Ein fettes, gelbes Insekt ist mitten auf der Linse zerplatzt und die Aufnahmen nicht brauchbar. Ich muss demnächst einfach mal anhalten und die Linse kontrollieren. Schade. Die Fahrt war so schön, dass ich nicht angehalten habe, ich hätte noch stundenlang weiterfahren können.

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Yellowstone National Park

Dubois, 1.6.2017, Kilometerstand 42256, Start um 10:00 Uhr, 13º Celsius und bewölkt.

Gestern Abend kam es zu einem kurzen Motorradfahrer-Treffen. Erst kam Mike auf meinen Platz, um, mit einem Blick auf das Nummernschild, zu fragen, ob ich tatsächlich von El Salvador bis hier hoch gefahren bin. Als ich ihm das bestätige und erwähne, dass es noch bis Fairbanks weitergeht, ist er beeindruckt. Er inspiziert die Dicke, ist dieses Honda-Modell in den USA doch völlig unbekannt.

Kurz darauf erscheint Hulk Hogan (ich weiss nicht, wie er in Wirklichkeit heisst, aber er sieht original aus wie Hulk Hogan) und erzählt auch seine Geschichte. Er ist mit seiner Harley von Montana nach Ohio gefahren, um seine Freundin abzuholen, die ab sofort bei ihm in Montana leben wird.

Mike, 69, ist mit seiner Frau auf einer Goldwing unterwegs, sie reisen gemeinsam auf dem Motorrad seit 40 Jahren. Beide sind aus Texas. Wir drei trinken eine Runde Bier zusammen, dann wird es uns zu kalt und jeder verzieht sich in sein Zelt. In den Nächten in Dubois fiel das Thermometer auf 0 Grad.

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Rocky Mountains

Springville, 31.05.2017, Kilometerstand 41604, Start um 9:00 Uhr, 18º Celsius und sonnig.

Heute will ich nach Dubois, Wyoming, das soll dann mein Startpunkt für den Yellowstone National Park sein. Rund 650 Kilometer stehen auf der Agenda. Die ersten 150 können wir gleich vergessen, es geht über den Interstate Highway, heraus aus dem Ballungsgebiet Salt Lake City, nicht interessant.

Aber dann wird es schön. Schön grün. Ich verlasse Utah und komme nach Idaho. Die Gegend sieht aus wie das Voralpenland: Grüne Täler, mit saftigen Wiesen und frisch ausgesäten Feldern, aber die schneebedeckten Berge immer in Sicht. Teiche und kleine Seen durchbrechen das Grün der Wiesen, einsame Bauernhöfe kommen in Sicht. Milchwirtschaft ist erkennbar, und ich sehe Werbung für hausgemachten Käse. Was einmal aus den Feldern sprießen wird ist noch nicht zu sehen, nur kleine Sprossen bisher. Ich vermute Weizen…

Ich verspüre Hunger, da ich heute ohne Frühstück gestartet bin. Ein Burger King lockt am Straßenrand, aber ich hoffe etwas besseres zu finden. Das war ein Irrtum. Plötzlich bin ich in Wyoming und es geht hinauf in die Berge. Keine Kneipe in Sicht, nicht einmal ein Dorf. Stunden später eine Tankstelle und ich fülle den Tank und esse, mangels Alternative, einen Hotdog, dazu einen Kaffee. Schwarz wie meine Seele.

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