Fort Nelson, 13.6.2017, Kilometerstand 44990, Start um 11:00 Uhr, 9º Celsius und Regen.

Ich habe bis 11 Uhr gewartet, in der Hoffnung, dass der Regen nachlässt, leider umsonst. Also starte ich durch, in den Regen. Nach etwa einer Stunde Fahrt hört der Regen auf, aber es ist kalt. Vor allem an den Fingern. Ich nehme mir vor bei nächster Gelegenheit wärmere Handschuhe zu kaufen.

Heute fahre ich rund 500 Kilometer, die Strecke ist jetzt interessanter als gestern, es gibt Kurven, geht bergauf und bergab und durch wechselnde Landschaft. Ab und zu Flüsse und kleine Seen neben der Straße. Am Lake Muncho mache ich Halt und ein paar Fotos. Wegen der Nässe und Kälte macht die Fahrt aber nicht so viel Freude. Ich sehe einzelne Bisons und, kurz vor dem Etappenziel Watson Lake, meinen ersten Bären. Es ist ein kleiner Schwarzbär der am rechten Straßenrand durch die Gräser schnüffelt und ab und zu etwas von der Gräsern frisst. Ich filme das Ganze mit der Hero, leider habe ich in der Aufregung vergessen die Linse zu putzen…

Ein paar Kilometer weiter dann der zweite kleine Schwarzbär, auf der anderen Straßenseite. Diesmal steige ich ab und hole die Kamera aus dem Topcase.

Das Wetter ist weiterhin ungemütlich, als ich in Watson Lake ankomme. Kein Wetter zum zelten, also gehe ich in ein ziemlich teures Motel. Um die Kosten nicht noch weiter hoch zu treiben gehe ich nicht essen, sondern mache auf meinem Campingkocher eine Dose Chili con Carne heiß. In dem Moment klingelt das Telefon. Ich bekomme einen Schreck und denke irgendwie haben die Leute vom Motel mitbekommen dass ich hier mit einem Campingkocher am Werk bin. Normalerweise bekommt man ja keine Anrufe in wildfremden Motels.

Ob ich der Fahrer mit dem salvadorianischen Kennzeichen sei, werde ich gefragt, als ich das bejahe wird mir gesagt dass ein Herr mit mir sprechen möchte. Also drehe ich das Gas ab und gehe an die Rezeption. Dort steht Hugo, sichtlich angeschlagen von Müdigkeit und Kälte. Er ist mit seiner Yamaha Ténéré von Bolivien nach Alaska unterwegs. 12 Stunden ist er heute gefahren. Er spricht fast kein Englisch, weshalb er meine Hilfe sucht. Er bekommt kein Zimmer, alles ausgebucht und zelten möchte er bei der Kälte und dem Regen auch nicht. Da mein Zimmer zwei Betten hat, nehme ich ihn auf und er bezahlt die Hälfte des Zimmers. Immerhin habe ich so wieder 70 kanadische Dollar reingeholt.

Hugo geht im chinesischen Restaurant des Hotels etwas essen, ich koche mein Chili fertig und esse im Zimmer. Danach trinken wir ein Bier zusammen und erzählen uns gegenseitig von unseren Touren. Wir beschliessen am nächsten Tag zusammen nach Whitehorse, der Hauptstadt von Yukon, zu fahren. Hugo will dort einen Ölwechsel machen und hofft auf meine Hilfe als Übersetzer.