Mit der Honda Varadero von Nicaragua nach Alaska und zurück

Fahrt nach Palenque

San Cristobal de las Casas, 02.05.2017, Kilometerstand 35562, Start um 11:00 Uhr, 18º Celsius und sonnig.

Heute steht die Durchquerung Chiapas an, auf der 199, es geht durch bergiges Land. Etwas mehr als 200 Kilometer liegen heute vor mir, also nur ein Katzensprung im Vergleich zu der Fahrt gestern. Und es geht toll los: Eine schmale aber perfekte, kurvige Landstrasse. Es geht durch duftende Kiefernwälder, bergauf und bergab in regelmässigen Kurvenschwüngen. Herrlich.

Leider hat der Spass schnell ein Ende, als das erste Dorf auftaucht. Schwellen, Schwellen, Schwellen. Geschwindigkeitsreduktoren, hier Tope oder Vibradores genannt, ohne Ende. Und jetzt kommt ein Dorf nach dem anderen, ich hopple durch die Gegend wie ein Hase. Die arme Dicke tut mir leid, sie muss heute einiges wegstecken. In Guatemalas Norden ist es genauso, das kannte ich schon, aber jetzt bin ich doch etwas enttäuscht von Mexiko. Der Begriff „Schwellenland“ bekommt in Guatemala und Mexiko eine ganz andere Bedeutung.

immerhin ist die Gegend rundherum schön anzusehen, wenn man mal nicht durch die unsäglichen Schwellen abgelenkt ist. Es werden Mais und Bananen angebaut, es gibt Holzwirtschaft, Sägewerke und Holzhandel sind am Strassenrand zu sehen. Auch Verkaufsläden für Bernstein (Ambar) und Schmuck säumen die Strasse.

Ich hoppele weiter, nach 158 Kilometern der heutigen Strecke liegt eine Besichtigung an: Cascadas de aguas azules, Blaue Wasserfälle. Als ich auf dem Besucherparkplatz halt mache, stürzen vier Jungs heran und bieten ihre Dienste als Motorradwächter an. Das passt mir gut, es ist nämlich drückend heiss und schwül, die Luftfeuchtigkeit hoch. Ein Blick auf den Zumo zeigt, die Wasserfälle liegen auf knapp unter 500 Höhenmetern. Ich wähle also einen Wächter aus und vertraue ihm, ausser der Dicken, auch Helm und Jacke an. Die Handschuhe passen noch ins Topcase. Aus diesem bewaffne ich mich mit der Kamera und marschiere los. Obwohl nur im T-Shirt fange ich sofort zu schwitzen an und beneide die Badenden im frischen, kühlen Nass. Das Wasser ist so blau wegen der Mineralien die es mit sich führt.

Ich verzichte auf ein Bad, spätestens beim Wiederanziehen wäre ich sowieso wieder durchgeschwitzt. Ich mache also Fotos von den Wasserfällen und gönne mir eine gekühlte Kokosnuss zum Abschluss. Zurück am Motorrad ist alles noch vorhanden, ich gebe dem Jungen 20 Pesos, rund ein Euro, und er zieht freudestrahlend ab.

Schon kurz vor der Ankunft an den Cascadas ging die Reservelampe an, ich muss also eine Tankstelle finden, es fehlen rund 70 Kilometer bis zu meiner nächsten Station, Palenque. Aber nichts zu sehen. Es gibt vereinzelt Verkaufsstände mit Benzin in Kanistern, aber keine Tankstelle. Ich traue diesem Sprit nicht, aber wahrscheinlich ist er einwandfrei. Ich entscheide mich die fehlende Strecke spritsparend, untertourig zu fahren. Ausserdem geht es weiter bergab und die Verbrauchsanzeige liegt bei unter 3l/100Km.

So in Gedanken vertieft, Kanister kaufen oder es drauf ankommen zu lassen und die Reservereichweite ultimativ auszutesten, knalle ich voll über eine Schwelle. Der Deckel des Topcase schwingt mir in den Rücken und im Spiegel sehe ich meine Kamera in hohem Bogen durch die Luft fliegen und mitten auf der Strasse aufschlagen. Schnell halte ich an und renne zur Kamera, nicht dass sie auch noch überfahren wird, es gibt nämlich durchaus spärlichen Verkehr.

Ein schneller Check, nichts passiert. Die Lederhülle ist angeschlagen und aufgegangen, der Objektivdeckel ist weg, aber die Kamera funktioniert noch. Später stelle ich fest, dass sie keinen Ton mehr von sich gibt. Nicht so schlimm, habe sowieso schon überlegt diesen Auslöseklick abzustellen. Ach ja, das Topcase ist aufgegangen, weil ich bei der Abfahrt an den Cascadas vergessen habe es abzuschliessen. Der Schlüssel steckte zwar im Schloss, aber es war offen. Da hätte auch mehr passieren können. Ich beschliesse in Zukunft besser aufzupassen.

Als nächstes kommt noch ein 20 Kilometer langes schlechtes Strassenstück, teilweise in Reparatur und dann fahre ich in Palenque die erste Tankstelle an. Es gehen fast 24 Liter in den Tank, also war nur noch ca. 1 Liter drin. 75 Kilometer auf Reserve geht also, wenn es hauptsächlich bergab geht.

Ich fahre direkt in das Hotel, das ich am Morgen beim Frühstück in San Cristobal per Booking.com gebucht habe.

1 Kommentar

  1. Britta

    Tolle Farben, das Wasser sieht wirklich sehr einladend aus! Auch wenn wir uns hier in D aufgrund von Dauerregen nicht über mangelndes Wasser beschweren können ;-). Nur halt nicht so schön blau…
    Mango am Stiel hab‘ ich auch noch nie gesehen – gute Idee!

Schreibe einen Kommentar zu Britta Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

© 2024 Auf nach Alaska!

Theme von Anders NorénHoch ↑