Fairbanks, 20.6.2017, Start um 9:00 Uhr, 13º Celsius und bewölkt.

Für heute sieht der Wetterbericht einigermassen gut aus, nur mit vereinzelten Schauern ist zu rechnen. Ich packe alles auf’s Motorrad, da ich am Arctic Circle eine Nacht campen möchte.

Die ersten 100 Kilometer ist die Strasse gut ausgebaut und asphaltiert. Am Schild, wo der Dalton Highway beginnt, beginnt auch die Piste ohne Asphalt. Ich treffe Gary aus Washington mit seiner Africa Twin. Wir helfen uns gegenseitig beim fotografieren. Gary fährt ohne Gepäck, er hat vor, an einem Tag die rund 320 Kilometer von Fairbanks zum Circle und zurück zu fahren.

Und schon brettert er los, dank besserer Bereifung und mit der agilen AT ohne Gepäck, kann er recht flott über die Schlammpiste fahren. Nach ein paar Minuten verliere ich ihn aus den Augen.

Nach etwa 100 Kilometern kommt am Yukon Crossing die einzige Tankstelle zwischen Fairbanks und Coldfoot. Tanken ist also Pflicht. Einige Motorradfahrer sind bereits hier, in der Kneipe gibt es auch Speis und Trank. Ich treffe John und Jeff wieder, die Jungs aus Florida. Sie wollen nach Deadhorse an der Prudhoe Bay. Vor ihnen liegen 200 Kilometer heute bis Coldfoot, dort campen, und am nächsten Tag weitere 400 Kilometer nach Deadhorse. Sie versuchen mich zu überreden mitzufahren, aber mit meinem Michelin Pilot Road auf dem Vorderrad und dem ganzen Gepäck auf der Dicken ist mir das zu heikel. 800 Kilometer zusätzlich durch Kälte und Regen, über eine Piste die auf den letzten 40 Meilen richtig übel sein soll, nur um sagen zu können in Deadhorse gewesen zu sein, ich verzichte.

Ich nehme die fehlenden, rund 100, Kilometer in Angriff um an den Arctic Circle zu kommen. Ein paar Kilometer vor dem Arctic Circle kommt mir Gary entgegen, er ist schon wieder auf dem Weg zurück nach Fairbanks. Kurz darauf fahre ich auf den Parkplatz des Arctic Circle Signs.

Eine freundliche ältere Dame bietet sich an Fotos für mich zu machen. Sie sitzt unter einem Moskitozelt am Parkplatz und verkauft Arctic Circle Zertifikate, hauptsächlich an die RV-Fahrer (Wohnmobile).

Ich habe Hunger und ich setze mich an einen der Picknick-Tische und öffne eine Dose geräucherte Heringe. Dazu esse ich von dem Mestermacher Brot, das ich seit Calgary dabei habe. Zwei Gray Jays landen sofort auf dem Tisch. Die Vögel haben keine Angst und sind frech, einer versucht sogar mir das Brot aus der Hand zu ziehen. Ich streue ein paar Brösel ans entfernte Ende des Tisches, damit sind sie lange genug beschäftigt, so dass ich meine kleine Mahlzeit in Ruhe beenden kann.

Seit ich den Helm abgenommen habe umschwirren mich Unmengen von Moskitos. Ich wusste, dass es die im Sommer hier oben gibt, aber dass es solche Mengen sind hätte ich nicht gedacht. Der Zeltplatz am Arctic Circle ist eher rudimentär, ein Platz wo man zelten darf, sonst gibt es nichts. Da es erst kurz nach Mittag ist, beschliesse ich, wie Gary, nach Fairbanks zurück zu fahren, sind ja nur knapp mehr als 300 Kilometer.

Ich fahre los und nach ein paar Kilometern kommt mir die ganze Gruppe mit John und Jeff entgegen, auf dem Weg nach Coldfoot. Wir winken uns zu, aber ich fahre zurück in die Zivilisation. Nach 100 Kilometern wieder Yukon Crossing, Tanken, Smaltalk mit den anwesenden Motorradfahrern, Gary sehe ich gerade noch wegfahren, er muss hier eine Pause gemacht haben.

Kaum bin ich wieder auf den letzten 100, asphaltierten Kilometern springt die Kette beim Beschleunigen über die Zähne. Also anhalten und nachstellen. Die Kette ist bald am Ende das Kettenrad auch, das Ritzel sehe ich nicht, wird aber auch nicht besser aussehen.

Zurück in Fairbanks fahre ich auf den Parkplatz des Billig-Motels wo ich die letzten Nächte schon war, hier habe ich ja noch das wifi-password. Das ist auch nach wie vor das billigste Angebot, ich buche auf dem Parkplatz und checke direkt danach ein. Zum zelten habe ich keine Lust, es regnet schon wieder und ich bin etwas geschlaucht von der heutigen Fahrt.

Ich fahre noch in das Steakhouse das ich bereits kenne und esse eine Portion Heilbutt aus Alaska.